2025
MV investiert in Wasserstoff-Zukunft: Projekt der ‚Forschungsfabrik Wasserstoff MV‘ am Standort Greifswald eröffnet

Greifswald, 30. Juni 2025
Mecklenburg-Vorpommern setzt ein starkes Zeichen für den Wandel hin zu einer klimaneutralen Energiezukunft: Mit einem Festakt eröffnete Staatssekretär Jochen Schulte in Vertretung für Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Blank heute die neue PtX-Plasma-Entwicklungsumgebung am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald. Die Einrichtung ist Teil der landesweiten Forschungsfabrik Wasserstoff MV und markiert einen wichtigen Meilenstein für die Weiterentwicklung und den Aufbau innovativer Technologien für die Energiewende im Nordosten.
„Mit dem innovativen Projekt der Forschungsfabrik Wasserstoff MV am Standort Greifswald investieren wir gezielt in eine Technologie, die das Potenzial hat, die Wasserstofferzeugung effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten“, erklärte Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Blank. „Diese Forschungseinrichtung stärkt nicht nur den Wissenschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern, sondern bietet auch Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region.“
Die Forschungsfabrik Wasserstoff MV ist ein Gemeinschaftsprojekt des INP in Greifswald, des Fraunhofer-Instituts für Großstrukturen in der Produktionstechnik (IGP) und des Leibniz-Instituts für Katalyse (LIKAT), beide in Rostock. Ziel des Verbunds ist es, praxistaugliche Technologien für die grüne Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln – anwendungsnah, dezentral und sektorenübergreifend.
Effizient, emissionsfrei, vielseitig: Plasmalyse am INP
Kernstück des neuen Forschungsstandorts am INP ist die Entwicklung und Erprobung der sogenannten Plasmalyse, ein Verfahren zur Wasserstofferzeugung aus Methan. Im Unterschied zur klassischen Elektrolyse benötigt die Plasmalyse nur rund 20 Prozent der elektrischen Energie und produziert zusätzlich festen Kohlenstoff als verwertbares Nebenprodukt. Damit verbindet sie Ressourceneffizienz mit Klimaschutz und eröffnet neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für verschiedene Branchen – von der Biogas- und Chemieindustrie über maritime Anwendungen bis hin zu Batterie- und Verbundwerkstoffen.
„Plasmatechnologie kann eine zentrale Rolle beim Ausstieg aus fossilen Energien spielen“, betont Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, wissenschaftlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des INP. „Mit unserer neuen Entwicklungsumgebung ermöglichen wir, unter realen Bedingungen Verfahren zu entwickeln, die in Biogasanlagen, Häfen oder mobilen Systemen zur Anwendung kommen sollen. Damit können in Zukunft Wasserstoff und Kohlenstoff effizient, lokal und nutzungsnah für die Energieversorgung bereitgestellt werden.“
Die Plasmalyse eignet sich insbesondere für Anwendungen, bei denen Wasserstoff direkt vor Ort genutzt werden soll. Beispiele dafür sind:
- Biogasanlagen, die grünes Methan in emissionsfreien Wasserstoff und festen Kohlenstoff umwandeln – hierdurch können neue Einnahmequellen erschlossen und gleichzeitig CO₂ langfristig aus der Atmosphäre entfernt werden;
- LNG-Terminals und Hafenstandorte, an denen fossiles Flüssigerdgas (LNG) klimafreundlicher genutzt werden kann;
- maritime Anwendungen, bei denen die Plasmalyse direkt an Bord zur emissionsarmen Energieversorgung beitragen kann – ein Schritt hin zu klimafreundlichen Antriebslösungen;
- sowie dezentrale Energiesysteme in Gewerbeparks oder ländlichen Regionen, wo die kompakte Containerbauweise eine flexible und netzunabhängige Nutzung erlaubt.
Förderung durch das Land – Greifswald als Innovationsstandort
Das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt den Aufbau der Forschungsfabrik in Greifswald mit mehr als vier Millionen Euro. Die Förderung ist Teil eines strategischen Investitionsprogramms, finanziert von der Europäischen Union, mit dem das Wirtschaftsministerium den Wandel zu einer nachhaltigen Industrie im Land gezielt begleitet. Mit der PtX-Plasma-Entwicklungsumgebung in Greifswald wird zugleich ein Standort gestärkt, der sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem internationalen Kompetenzzentrum für Plasmatechnologien entwickelt hat – einem Forschungsfeld mit wachsender Bedeutung für Energie-, Umwelt- und Industrieanwendungen.
Symposium zu Wasserstofftechnologien zeigt Anwendungspotenziale
Im Anschluss an die feierliche Eröffnung fand am INP ein Fachsymposium des Wasserstoff-Innovationsclusters HyCore statt. Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Forschung präsentierten innovative Ansätze zur Wasserstoff- und Synthesegasproduktion aus Methan – etwa für Biogasanlagen, die maritime Nutzung oder die dezentrale Energieversorgung. Dr. Jan Hummel, Projektleiter der Forschungsfabrik am INP, stellte zentrale Merkmale der neuen Plasmalyse-Anlage vor, zeigte die weitere Planung und Entwicklung auf und beleuchtete den Beitrag zur Energiewende sowie die angestrebte industrielle Nutzung.
Medienkontakt:
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)
Stefan Gerhardt // Referat Kommunikation
Tel.: +49 3834 554 3903 // stefan.gerhardtinp-greifswaldde
Felix-Hausdorff-Straße 2 // 17489 Greifswald // www.leibniz-inp.de
20 Jahre erfolgreiche Transferstrategie am INP: Von der Idee zum Prototyp
Greifswald, 24. Juni 2025
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums seiner ersten erfolgreichen Ausgründung blickt das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) auf zwei Jahrzehnte intensiver Transferarbeit zurück. Seit 2003 verfolgt das Institut eine strategisch ausgerichtete Transferpolitik, die wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt in marktfähige Anwendungen überführt. Im Rahmen dieser Strategie sind bislang sechs Ausgründungen entstanden – ein Beleg für den erfolgreichen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis.
„Als öffentlich gefördertes Institut ist es unser Auftrag, mit unserer Forschung einen unmittelbaren Nutzen für die Gesellschaft zu schaffen. Der erfolgreiche Transfer ist dabei ein zentraler Baustein“, sagt Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Direktor des INP. „Unser Motto ‚Von der Idee zum Prototyp‘ ist dabei kein Slogan, sondern gelebte Praxis. Wir begleiten Technologien von der Grundlagenidee bis zur Marktreife – gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Klinik.“
Die Transferstrategie des INP ist eng mit den Zielen der Leibniz-Gemeinschaft verbunden. Diese versteht sich als Brücke zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft und unterstützt aktiv die wirtschaftliche Verwertung von Forschungsergebnissen.
Sechs erfolgreiche Ausgründungen – regionale Wurzeln, internationale Wirkung
Seit der Gründung der neoplas GmbH im Jahr 2005 hat das INP gemeinsam mit Partnern insgesamt sechs Unternehmen ausgegründet. Die neoplas GmbH fungiert dabei als Technologietransferzentrum und bildet die Brücke zwischen wissenschaftlicher Entwicklung und industrieller Anwendung. Ein Jahr später folgte mit der neoplas control GmbH ein weiteres Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Mess- und Steuerungstechnik für Plasmaprozesse spezialisierte.
Im medizinischen Bereich wurde 2009 die neoplas med GmbH ins Leben gerufen, deren bekanntestes Produkt – der kINPen® MED – für die Behandlung chronischer Wunden zugelassen ist. 2015 kam mit der ColdPlasmaTech GmbH ein weiterer Akteur im Bereich der Plasmamedizin hinzu, der sich auf die Anwendung bei großflächigen Wunden konzentriert. Beide Unternehmen konnten internationale Investoren für sich gewinnen.
Die Nebula Biocides GmbH, gegründet 2019, entwickelt ein innovatives Desinfektionsverfahren, das ohne Alkohol oder chemische Rückstände auskommt. Jüngste Ausgründung ist die elementarhy GmbH aus dem Jahr 2024, die sich mit der Entwicklung von plasmabasierten Verfahren für zentrale Komponenten der grünen Wasserstoffproduktion beschäftigt.
„Einnahmen aus Patenten, Lizenzen, Industrieprojekten und Kooperationen ermöglichen es uns, Ausgründungen beim Markteintritt zu unterstützen und so Arbeitsplätze in der Region zu schaffen“, ergänzt Weltmann.
Der Technologietransfer am INP ist nicht nur ein regionaler Wirtschaftsfaktor, sondern leistet auch einen Beitrag zur Innovationskraft Deutschlands. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Industrie, die Einbindung in klinische Studien sowie internationale Partnerschaften entstehen Produkte, die weltweit zur Anwendung kommen – ob in der Medizintechnik, Umwelttechnik oder in der Industrieproduktion.
Medienkontakt:
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)
Stefan Gerhardt // Referat Kommunikation
Tel.: +49 3834 554 3903 // stefan.gerhardtinp-greifswaldde
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Dr. Helga Andree wird neues administratives Vorstandsmitglied und Kaufmännische Direktorin am INP

Greifswald, 05. Juni 2025 – Seit dem 1. Juni 2025 ist Dr. Helga Andree neues administratives Vorstandsmitglied und kaufmännische Direktorin am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Wissenschaftsmanagement wird sie die finanzielle und organisatorische Weiterentwicklung des Instituts maßgeblich mitgestalten.
Dr. Andree war zuletzt Dekanin der Fakultät Life Sciences an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Dort setzte sie Schwerpunkte in den Bereichen Digitalisierung sowie der engeren Verzahnung von Forschung und Lehre. Zuvor war sie unter anderem Verwaltungsleiterin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, leitete die Geschäftsstelle eines Exzellenz-Clusters an der Universität Kiel und war viele Jahre in Forschung und Lehre tätig.
„Dr. Helga Andree bringt durch ihre vorherigen Tätigkeiten eine außergewöhnlich breite Expertise mit – von der universitären Forschung über die administrative Leitung wissenschaftlicher Einrichtungen bis hin zur strategischen Planung im Hochschulkontext“, sagt Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Direktor des INP. „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit ihr und auf neue Impulse für die administrative und organisatorische Weiterentwicklung des Instituts.“
Dr. Andree studierte Chemie an der Freien Universität Berlin sowie Agrarwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre beruflichen Stationen verbinden Managementerfahrung mit einem tiefen Verständnis für die Strukturen von Forschungseinrichtungen.
Als administratives Vorstandsmitglied und kaufmännische Direktorin verantwortet Dr. Helga Andree künftig die administrativen Bereiche des INP. In der letzten Sitzung des INP-Kuratoriums wurden zudem die wissenschaftlichen Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Thomas von Woedtke und Prof. Dr. Dirk Uhrlandt sowie der wissenschaftliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann in ihren Ämtern bestätigt. Gemeinsam bildet das Vorstandsteam eine starke Grundlage für die zukünftige Entwicklung des Instituts.
Land MV fördert innovative Hautkrebsforschung mit fünf Millionen Euro: Projekt „Target-H“ nutzt neue Therapieansätze, smarte Diagnostik und KI
Greifswald / Rostock, 25. April 2025 – Hautkrebs ist die häufigste Krebsart beim Menschen und stellt Betroffene sowie Gesundheitssysteme weltweit vor enorme Herausforderungen. Das Wissenschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern hat nun das Forschungsprojekt „Target-H“ für eine Förderung im Rahmen der Exzellenzinitiative ausgewählt. Ziel des Projektes ist es, die Krankheitslast durch innovative Diagnostikverfahren, fortschrittliche Therapieansätze wie Kaltplasma und ein tiefergehendes Verständnis molekularer Tumormuster zu verringern. Am Ende werden alle Daten in ein KI-basiertes klinisches Entscheidungsunterstützungssystem einfließen. Insgesamt sollen die Forschungsarbeiten zu „Target-H“ an fünf wissenschaftlichen Einrichtungen mit fünf Millionen ab 2025 für vier Jahre gefördert werden. Beim Auftakttreffen der Projektbeteiligten am Freitag, 25. April wurden der Zeitplan und die Arbeitsschwerpunkte der nächsten Monate abgestimmt.
„Das Projekt fokussiert sich auf das Plattenepithelkarzinom (PEK) und das Melanom (MM) – zwei besonders belastende Hautkrebsformen. Dabei setzt „Target-H“ auf die Bündelung regionaler Innovationskraft und interdisziplinärer Expertise. Ein zentraler Baustein ist die Entwicklung nicht-invasiver Diagnosetechnologien der nächsten Generation, basierend auf photonischen Technologien und KI-gestützter Bildgebung“, sagt Prof. Dr. Steffen Emmert, Sprecher von „Target-H“ sowie Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock.
Teams um Prof. Emmert und Prof. Dr. Bernhard Roth, Wissenschaftlicher Leiter des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien (HOT) an der Leibniz Universität Hannover sind federführend bei diesem Projekt. Ergänzt wird dies durch hyperspektrale Bildgebung, entwickelt von Prof. Dr. Christoph Hornberger von der Hochschule Wismar. Diese Technologien ermöglichen eine smarte, präzise und vor allem nicht-invasive Diagnose, die den Weg für eine frühzeitige und personalisierte Behandlung ebnet.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung einer für die Hautkrebsbehandlung optimierten Kaltplasma-Technologie. Dafür werden sowohl zugelassene als auch neu entwickelte Gerätetechnologien der Plasmabehandlung umfassend untersucht: von Zellmodellen (in vitro) über Eitestverfahren (in ovo) bis hin zu klinischen Anwendungen am Patienten.
Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, Vorstandsvorsitzender des INP, erläutert: „Kaltplasma eröffnet neue Möglichkeiten in der lokalen Hautkrebsbehandlung – besonders durch seine vielseitigen biologischen Effekte. Im Projekt „Target-H“ bringen wir unsere langjährige Erfahrung in der Plasmamedizin ein, um gemeinsam mit der Universitätsmedizin Rostock neue Therapieoptionen für die klinische Anwendung zu entwickeln und perspektivisch deren praktischen Einsatz vorzubereiten.“
Diese Arbeiten finden unter der Leitung von Prof. Dr. Sander Bekeschus vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald/ Sektionsleitung Plasmamedizin an der Universitäts-Hautklinik Rostock, Prof. Dr. Burkhard Hinz, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie, Prof. Brigitte Vollmar, Direktorin des Rudolf-Zenker-Institut für Experimentelle Chirurgie, sowie Prof. Emmert/ Dr. Böckmann in Rostock statt. Sie beleuchten insbesondere den Einfluss von hypoxischen Bedingungen und oxidativem Stress auf die Therapieeffizienz.
Um Hautkrebs noch gezielter behandeln zu können, stehen weitere molekulare Analysen im Fokus. Histologische Untersuchungen, räumlich aufgelöste Transkriptom-Analysen und „Omics“-Daten sollen helfen, Tumorausbreitungsfaktoren und die Wirkung neuer Therapieansätze zu identifizieren. Diese Arbeiten, geleitet von PD Dr. Josefine Radke vom Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Greifswald und PD Dr. Hugo Murua Escobar von der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin in Rostock, liefern wichtige Erkenntnisse für eine präzisere Krebsmedizin.
Alle im Projekt generierten Daten fließen in ein klinisches Entscheidungsunterstützungssystem (CDSS) ein, das von Dr. Mario Aehnelt vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Rostock entwickelt wird. Dieses KI-basierte System ermöglicht eine präzisere Diagnose und individuelle Therapieentscheidungen.
Durch Synergien bei der nicht-invasiven Hautkrebsdiagnostik, neuer Therapieverfahren und einem besseren Verständnis von behandlungsrelevanten molekularen Mustern wird in „Target-H“(Haut-)Krebsforschung neu gedacht. Es unterstützt durch Innovation und Exzellenz den Aufbau des Comprehensive Cancer Center M-V (CCC-MV) als Basis für modernste, personalisierte Krebsmedizin.

Plasmabehandlung verbessert Saatguthygiene: Abschluss des Forschungsprojekts zeigt großes Potenzial

Greifswald, 16. April 2025 – Saatgut steht vor wachsenden Herausforderungen: Pilzliche Erreger wie Anthraknose, Gerstenflugbrand und Weizensteinbrand bedrohen landwirtschaftliche Erträge und Qualität. Gleichzeitig geraten chemische Beizmittel aufgrund regulatorischer Vorgaben und Umweltaspekten zunehmend unter Druck. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Erforschung physikalischer Alternativen an Bedeutung.
Im Forschungsprojekt PHYSICS FOR SEED TREATMENT, das im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten WIR!-Bündnisses PHYSICS FOR FOOD durchgeführt wurde, untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Saatgutdesinfektion mittels kaltem Plasma. Ziel war es, eine zuverlässige, umweltfreundliche Alternative zur chemischen Beizung zu entwickeln. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Plasmabehandlung in bestimmten Fällen eine ähnlich gute Wirkung wie etablierte Verfahren erzielt hat“, erklärt Projektleiterin Dr. Nicola Wannicke vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP). Zudem konnten positive Effekte auf den Feldaufgang und Ertrag nach der Plasmabehandlung festgestellt werden. Rund 6 Dezitonnen mehr Ertrag pro Hektar zeigte sich an einem Standort für Wintergerste im Jahr 2023. Dies ist ein zusätzlicher Effekt zur verbesserten Saatguthygiene, der einen Anreiz für eine zukünftige Anwendung in der Praxis bieten könnte.
Fokus auf samenbürtige Krankheiten
Das Projekt konzentrierte sich auf die Bekämpfung von Flugbrand bei Gerste und Weizensteinbrand bei Weizen. Beide Erreger können erhebliche Schäden verursachen und die Keimfähigkeit der Pflanzen beeinträchtigen. Während Laborversuche bereits die Wirksamkeit der Plasmabehandlung belegt haben, lieferten Feldversuche wichtige Erkenntnisse zur praktischen Anwendung.
Herausforderungen für den Praxiseinsatz
Besonders für den Ökolandbau könnten die Forschungsergebnisse eine entscheidende Rolle spielen, da hier der Einsatz chemisch behandelter Samen stark eingeschränkt ist. „Sollte künftig nur noch Saatgut verwendet werden dürfen, das über Jahre unbehandelt blieb, könnten sich diese Krankheiten rasant ausbreiten“, warnt Dr. Andreas Jacobi von der Saatzucht Bauer GmbH & Co. KG. „Die Plasmatechnologie könnte eine wichtige Lösung sein, um diesem Risiko vorzubeugen.“
Eine Herausforderung im Projekt stellte die Beschaffung von natürlich infiziertem Saatgut dar, das für realitätsnahe Tests benötigt wird, aber am Markt kaum verfügbar ist. Zudem waren Feldversuche mit Weizensteinbrand besonders anspruchsvoll, da der Erreger in den Boden übergehen kann. Geeignete Testflächen zu finden, erwies sich als schwierig, da Landwirte verständlicherweise Vorbehalte gegen eine Kontamination ihrer Felder haben.
Weiterführende Forschung notwendig
Obwohl das Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde, bleibt weiterer Forschungsbedarf. „Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, doch für eine breite Anwendung in der Landwirtschaft müssen wir die Effizienz unter verschiedenen Bedingungen nachweisen und Langzeitwirkungen der Plasmabehandlung auf Saatgutqualität und Pflanzenentwicklung noch genauer untersuchen“, betont Dr. Nicola Wannicke.
Über PHYSICS FOR FOOD
Die Hochschule Neubrandenburg, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) und Wirtschaftsunternehmen starteten im Jahr 2018 das Projekt ‚PHYSICS FOR FOOD – EINE REGION DENKT UM!‘. Das Bündnis entwickelt seitdem gemeinsam mit zahlreichen weiteren Partnern neue physikalische Technologien für die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Dabei kommen Atmosphärendruck-Plasma, gepulste elektrische Felder und UV-Licht zum Einsatz.
Ziel ist es, Agrarrohstoffe zu optimieren und Schadstoffe in der Lebensmittelproduktion zu verringern, chemische Beizen für Saatgut zu reduzieren und die Pflanzen gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative ‚WIR! – Wandel durch Innovation in der Region‘ gefördert (Förderkennzeichen 03WIR2810).
Weitere Informationen gibt es unter: www.physicsforfood.org
Kontakt
Paulina Druse, Public Relations PHYSICS FOR FOOD
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)
Felix-Hausdorff-Straße 2, 17489 Greifswald
Tel: +49 170 2600543, E-Mail: paulina.druseinp-greifswaldde
Effiziente Kreislaufwirtschaft: Plasmabasiertes Verfahren für die Wiederverwertung von GFK
Greifswald, 15. April 2025 – Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) entwickelt im Rahmen des Verbundprojekts PLAS4PLAS eine innovative Methode zur nachhaltigen Wiederverwertung von glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK). In Kooperation mit dem Institut für Umwelt & Energie, Technik & Analytik e.V. (IUTA) sowie der TU Bergakademie Freiberg arbeitet das Forschungsteam an einem emissionsfreien und rückstandsfreien Recyclingverfahren auf Basis von thermischem Plasma. Das bis 2029 laufende Projekt wird von der Volkswagenstiftung mit 1,37 Millionen Euro gefördert.
Herausforderung: Komplexe GFK-Abfälle
GFK sind weit verbreitet in der Luftfahrt, im Fahrzeugbau und bei Windkraftanlagen. Ihr Verbund aus Kunststoff und Glasfasern macht das Recycling äußerst schwierig. „Bisher landen GFK-Abfälle auf Deponien oder werden als Füllstoff oder Brennstoff genutzt – mit negativen Umweltfolgen wie CO₂-Emissionen und Schadstofffreisetzung“, erläutert Dr. Diego Gonzalez, Projektleiter am INP.
Nachhaltige Lösung durch Plasmatechnologie
Das geplante Verfahren setzt auf einen allothermen Gasifizierungsprozess, bei dem thermisches Plasma zum Einsatz kommt. Hierbei wird Arbeitsgas auf mehrere tausend Grad Celsius erhitzt und dient als extrem heißes Medium, das den Kunststoff in seine Bestandteile zerlegt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Verbrennung wird die benötigte Wärme von außen zugeführt, sodass sich der Kunststoff schonend in Synthesegas umwandelt, welches als Rohstoff zur Herstellung neuer Kunststoffe dient. Gleichzeitig wird die Eignung des verbliebenen Glasanteils zur Herstellung anderer Produkte untersucht, sowie die Möglichkeit durch Prozesseinstellungen weitere beinhaltete Elemente zurück zu gewinnen. „Damit wollen wir eine echte Kreislaufwirtschaft schaffen, die den Rohstoffverbrauch sowie die CO₂-Emissionen erheblich reduzieren“, so Dr. Gonzalez.
Technische Machbarkeit, Skalierung und Akzeptanz
Ein zentrales Ziel des Projekts ist die Optimierung der thermischen Plasmatechnologie für die spezifischen Anforderungen von GFK-Abfällen. Dabei wird der Recyclingprozess sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich bewertet, um seine Nachhaltigkeit und Effizienz zu gewährleisten. Zudem werden die technischen Grundlagen für die Skalierung des Verfahrens und die Entwicklung eines großtechnischen GFK-Gasifizierungsreaktors erarbeitet.
Über die technische Umsetzung hinaus untersucht das Projekt auch die langfristigen Auswirkungen der Plasmatechnologie auf die Rohstoffversorgung für faserverstärkte Kunststoffe. Dabei wird analysiert, inwiefern das Verfahren bestehende Industriezweige wie die chemische Industrie, die GFK-Produktion und die Metallverarbeitung beeinflusst. Gleichzeitig spielt die gesellschaftliche Akzeptanz eine entscheidende Rolle: Es wird geprüft, inwieweit das Recyclingverfahren von Industrie und Gesellschaft angenommen wird und welche Voraussetzungen für eine breite Implementierung geschaffen werden müssen.
„Als Institut fühlen wir uns den großen gesellschaftlichen Herausforderungen, insbesondere im Umweltbereich, verpflichtet“, betont Prof. Klaus-Dieter Weltmann, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Direktor des INP. „Mit Projekten wie PLAS4PLAS wollen wir gezielt zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft beitragen. Dabei steht für uns die technische Umsetzbarkeit plasmabasierter Verfahren stets im Mittelpunkt.“
Über das INP
Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) ist eine der führenden Forschungseinrichtungen für Niedertemperaturplasmen und deren technische Anwendungen. In interdisziplinären Teams entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachhaltige Lösungen für Umwelt, Energie, Materialwissenschaften und Medizin.
Medienkontakt:
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Stefan Gerhardt // Referat Kommunikation
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INP: Neues tragbares Plasmagerät für medizinische Anwendungen
Greifswald, 18. März 2025 – Forschende des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP) haben mit „MobiPlas“ ein neues tragbares Plasmagerät entwickelt, das die Anwendung von Kaltplasma in der Medizin in Zukunft noch flexibler macht. Durch seine kompakte Bauweise kann das Gerät mobil eingesetzt werden und bietet damit neue Möglichkeiten für die Behandlung von Hauterkrankungen und die Unterstützung der Wundheilung.
Mobile Plasmatechnologie für die Medizin
Kaltplasma wird in der Medizin bereits erfolgreich zur Behandlung von Infektionen und schlecht heilenden Wunden eingesetzt. Die bisher zugelassenen Geräte sind jedoch meist an eine feste Strom- und Gasversorgung gebunden. Dr. Robert Bansemer, Leiter der Abteilung Plasmaquellen am INP, erläutert den neuen Ansatz: „MobiPlas ist so konzipiert, dass es einfach transportiert und flexibel genutzt werden kann. Es benötigt weder eine stationäre Stromversorgung noch eine feste Gaszufuhr, außerdem ist es kompakt, robust und sehr einfach zu bedienen. Dadurch könnte es künftig beispielsweise in der ambulanten Behandlung zum Einsatz kommen.“
Sicherheit und Leistungsmerkmale
Das Gerät arbeitet mit Argon als Trägergas und besitzt einen wiederbefüllbaren Stahltank, ähnlich wie ein Paintball-Gaskanister. Damit kann MobiPlas für bis zu zehn Minuten autonom betrieben werden, was für übliche Wundbehandlungen ausreicht. Die Stromversorgung erfolgt über eine mobile Powerbank. Eine integrierte Steuereinheit regelt die Hochspannungserzeugung und den Gasfluss vollautomatisch.
Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Geräts wurden gemäß einem offiziellen Standard für medizinische Plasmageräte geprüft. Die Ozonwerte blieben bei einem Abstand von mehr als 20 Zentimeter unter den zulässigen Grenzwerten. Die Temperatur an der Spitze des Plasmajets erreichte maximal 40 Grad Celsius und ist damit für die medizinische Anwendung geeignet. Die gemessenen elektrischen Ströme, die auf den Patienten übergehen könnten, lagen weit unter dem festgelegten Sicherheitsgrenzwert.
Während der Tests am ersten Prototyp traten gelegentliche Stromschwankungen auf, verursacht durch die Erwärmung eines Bauteils in der Stromversorgung. Zur Optimierung der Betriebseigenschaften wurden hierfür Lösungsansätze entwickelt.
Perspektiven für die kommerzielle Nutzung
Das INP hat in der Vergangenheit bereits plasmamedizinische Geräte entwickelt und auf den Markt gebracht. Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, wissenschaftlicher Direktor des INP, kommentiert: „Mit der Entwicklung und erfolgreichen Zulassung des kINPen med für die Wundheilung hat das INP die Plasmamedizin bereits aus dem Labor in die Kliniken gebracht. Wir forschen weiter intensiv an neuen Gerätetypen, die zusätzliche Anwendungsbereiche und Zielgruppen erschließen.“
Bansemer erläutert: „Aufgrund seiner kompakten Bauweise, der sicheren Betriebsparameter und der einfachen Handhabung ist das neue MobiPlas-System sehr vielversprechend für die kommerzielle Nutzung bei mobilen medizinischen Einsätzen. Wir arbeiten weiter daran, das Gerät zu optimieren und einen Partner für die medizinische Zulassung zu finden.“
Weitere Informationen
Diese Meldung basiert auf der wissenschaftlichen Publikation „On the development and characterization of the novel portable plasma device MobiPlas”, Autoren: Bansemer, R.; Schmidt, M.; Höft, H.; Bendt, H.; Weltmann, K.-D.
Die Studie ist kostenfrei abrufbar unter: https://doi.org/10.1615/PlasmaMed.2025057641
Weitere Informationen
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